Aida Burbano aus Kolumbien berichtete in Recklinghausen über ihre Arbeit

, Kreisdekanat Recklinghausen

Es war eine Reise in eine unbekannte Welt, auf die Aida Burbano die rund 80 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe elf am Alexandrine-Hegemann-Berufskolleg mitnahm. Die 46-Jährige Landwirtin aus Kolumbien ist auf Einladung des katholischen Hilfswerks für Entwicklungszusammenarbeit Misereor in Deutschland. In diesem Jahr steht das lateinamerikanische Land im Fokus der Fastenaktion von Aschermittwoch bis Ostern unter dem Leitwort „Interessiert mich die Bohne“. An unterschiedlichen Orten berichtet Aida Burbano von ihrer Arbeit 

So auch in Recklinghausen. Burbano engagiert sich in ihrer 9400 Kilometer entfernten Heimat in der Landpastoral der Diözese Pasto. Die Bäuerin, die gemeinsam mit ihrer Familie einen kleinen landwirtschaftlichen Hof betreibt, setzt sich als Multiplikatorin dafür ein, dass Bäuerinnen und Bauern in ihrer Region ein Bewusstsein für ihre Rechte, für gesunde Ernährung und klimafreundlichen Anbau lernen. „Wir setzen auf den Anbau verschiedener Gemüse- und Obstsorten sowie von Kaffee. Das ist besser als die Monokultur, die es früher gab“, berichtet sie den Schülerinnen und Schülern. Unterschiedliche Anbaumethoden oder auch die Vermeidung von Pestiziden sind beispielsweise Themen in den Kursen der Landpastoral. „Durch die Veränderung der Anbaumethoden beobachten wir, dass es den Familien besser geht“, erzählt sie. In den Kursen ginge es darum, die Menschen zu sensibilisieren. 

Hauptsächlich bearbeiten die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Höfe ihre Felder für den Eigenbedarf. „Was übrig bleibt, verkaufen wir auf einem Gemeinschaftsmarkt. Dort tauschen wir auch Saatgut, feiern und tanzen zusammen“, informiert Burbano, die sich seit neun Jahren in der Landpastoral engagiert. 15 Familien leben in ihrem Dorf, das in einer bergigen Region auf mehr als 1700 Metern liegt. „Es geht nicht nur darum, neues zu lernen, sondern auch Gemeinschaft zu erleben. Wir binden alle Generationen von den Kindern bis zu den alten Menschen bei unseren Planungen ein“, betont die zweifache Mutter. Der Umweltschutz spiele ebenso eine wichtige Rolle wie auch die Vermittlung von gesunder Ernährung. 

Neben dem Obst- und Gemüseanbau hält die Familie auch Hühner und Meerschweinchen. Meerschweinchen? Ein Raunen geht durch die Aula. „Sie sind mit den Meerschweinchen in Deutschland nicht zu vergleichen. Es sind in Kolumbien keine Haustiere. Sie sind deutlich größer und werden bei uns gegessen“, berichtet Burbano. Das können sich viele der Jugendlichen nicht vorstellen. Ob sie denn auch Haustiere hätte, fragt eine Schülerin. „Ja, wir haben zwei Hunde, Katzen und ein Pferd“, antwortet die Kolumbianerin lächelnd. 

Aida Burbano steht mit mehreren Schülerinnen und Schülern zusammen und spricht mit ihnen.

Aida Burbano (dritte von links) berichtet den Schülerinnen und Schüler des Alexandrine-Hegemann-Berufskollegs von ihrem Leben und ihrer Arbeit in Kolumbien.

© Bistum Münster

Und dann kommt sie mit den jungen Menschen ins Gespräch. Deutschland gefalle ihr gut, beantwortet sie eine Frage. Die flache Landschaft sei ihr aufgefallen und es gebe viele Annehmlichkeiten. Auch das Essen schmecke ihr. „Aber es wäre besser, wenn mehr frische und weniger gespritzte Produkte verarbeitet werden“, sagt sie. Zudem sei ihr aufgefallen, dass es in Deutschland in der Landwirtschaft auch Monokulturen gebe. „Vieles ist auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet. Das gefällt mir nicht, denn wir müssen so leben, dass am Ende unseres Lebens, die Erde von den nächsten Generationen auch weitergenutzt werden kann“, kritisiert sie. 

Burbano macht mit ihrem Bericht über das Leben im Südwesten Kolumbiens die Schülerinnen und Schüler so neugierig, dass sich der eine oder die andere sogar vorstellen kann, das Land zu besuchen. „Wer möchte, kann gern auf unseren Hof kommen. Ich lade sie alle ein, vorbeizuschauen. Die Kolumbianer sind liebenswürdig und gastfreundlich“, reagiert Burbano. Auch das Thema Drogenanbau kommt zur Sprache. „In unseren Dörfern ist das kein so großes Problem, aber es beeinflusst natürlich unser Leben“, berichtet die Landwirtin. Gerade junge Menschen versuchten über den Kokaanbau, Geld zu verdienen. „Das geht schneller als mit Bohnen. Aber wir arbeiten mit ihnen zusammen, um sie zu überzeugen, dass das schnelle Geld keine Lösung ist“, erklärt Burbano. Sie sei dankbar, dass Menschen am anderen Ende der Welt ihre Arbeit über die Spenden an das Hilfswerk Misereor unterstützen. 

Michaela Kiepe